Was ist ein Praktikumsvertrag?

Kilian Springer

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Ein Praktikumsvertrag – auch Praktikantenvertrag genannt – definiert ein spezielles Arbeitsverhältnis auf Zeit.

Hierbei steht nicht der Erwerb von Geld, sondern von Wissen im Vordergrund. Darum gelten Praktikanten nie als Angestellte oder Arbeitnehmer, sondern haben einen gewissen Sonderstatus inne, der als besonders schützenswert gilt.

Konkret bedeutet das für dich als Praktikumsgeber, dass du schon im Praktikumsvertrag genau definieren musst, was der Ausbildungszweck des Praktikums ist.

Was muss man beim Praktikumsvertrag beachten?

Der Praktikumsvertrag weist viele Parallelen zum herkömmlichen Werkstudenten- oder Arbeitsvertrag auf, muss aber dennoch als spezielles Dokument mit Besonderheiten betrachtet werden.

Interessant ist unter anderem, dass ein Praktikumsvertrag nicht zwingend in Schriftform vorliegen muss. Laut BGB gelten auch mündliche Absprachen als gültiger Vertrag. Es ist jedoch im Sinne aller, gewisse Rahmenbedingungen schriftlich festzuhalten, sodass sich jeder im Streitfall darauf berufen kann.

Weiterhin gibt es eine Ausnahme, genauer gesagt eine sogenannte „Schriftformerfordernis“ bei freiwilligen Praktika, die länger als drei Monate dauern. Was du in diesem Fall noch alles beachten musst, erfährst du im nächsten Abschnitt.

Der Unterschied von freiwilligem Praktikum und Pflichtpraktikum

Bevor du einen Praktikumsvertrag aufsetzt, musst du unbedingt klären, ob es um ein Pflichtpraktikum oder ein freiwilliges Praktikum geht. Die Unterscheidung dieser beiden Formen hat nämlich erheblichen Einfluss auf den Inhalt des Praktikumsvertrags und auch die praktische Durchführung des Praktikums.

Ein Pflichtpraktikum wird auch „echtes Praktikum“ genannt und gilt laut Bundesarbeitsgericht als Schul- oder Hochschulausbildungsveranstaltung. Das erklärt auch, warum (Pflicht-)Praktikanten nicht als Arbeitnehmer betrachtet und behandelt werden.

Weitere Besonderheiten des Pflichtpraktikums sind diese Punkte:

  • kein Anspruch auf Bezahlung
  • kein Anspruch auf Urlaub
  • kein Anspruch auf Lohnfortzahlung im Krankheitsfall

Das freiwillige Praktikum (oder auch „unechtes Praktikum“) wird unabhängig von schulischen oder universitären Vorgaben absolviert und hat dadurch viel eher den Charakter eines Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Verhältnisses. Doch auch hier darfst du nie vergessen, dass ein Ausbildungszweck im Vordergrund stehen muss.

Wird dieser missachtet (und der Praktikant als billige Arbeitskraft missbraucht), drohen im schlimmsten Fall Lohn-, Steuer- und Versicherungsnachzahlungen – und zwar für den gesamten Zeitraum des Praktikums.

Tritt dein Praktikant ein freiwilliges Praktikum an, musst du diese Besonderheiten beachten:

  • Anspruch auf Bezahlung (Mindestlohn), wenn das Praktikum länger als drei Monate dauert
  • Anspruch auf Urlaub (mindestens zwei Tage pro Monat)
  • sechswöchiger Anspruch auf Lohnfortzahlung im Krankheitsfall

Gut zu wissen: Sobald dein freiwilliger Praktikant auch nur einen Tag länger als drei Monate für dich arbeitet, hat er rückwirkenden Anspruch auf Zahlung des Mindestlohns. Um diesem Fallstrick zu entgehen, solltest du auf jeden Fall zwei Praktikumsverträge aufsetzen:

  • einen für die ersten drei Monate, die der Praktikant unentgeltlich für dich arbeitet
  • einen für die Zeit danach, in der der Praktikant Anspruch auf Zahlung des Mindestlohns hat

Was muss im Praktikumsvertrag stehen?

Die konkreten Inhalte des Praktikumsvertrags sind davon abhängig, ob es sich um ein freiwilliges oder um ein Pflichtpraktikum handelt.

In jedem Fall müssen diese Punkte enthalten sein:

  • Name und Anschrift beider Vertragsparteien
  • Beginn und Dauer des Praktikums
  • Art des Praktikums
  • Angaben zur Probezeit, sofern diese vorhanden ist
  • Angaben zu Kündigungsfristen
  • konkrete Lern- und Ausbildungsziele
  • Dauer der regelmäßigen Praktikumszeit (darf acht Stunden pro Tag nicht überschreiten)
  • Verhalten im Krankheitsfall
  • Unfallschutz
  • Haftung
  • Pflichten des Praktikumsgebers (z. B. Arbeitsschutz, Erstellen eines Praktikumszeugnisses)
  • Pflichten des Praktikanten (z. B. Verschwiegenheit, Einhalten von betrieblichen Vorgaben, Einhalten eines bestimmten Dresscodes)
  • Hinweis auf eventuelle Tarifverträge, Betriebs- oder Dienstvereinbarungen

Handelt es sich um ein freiwilliges Praktikum, sollten auf jeden Fall auch diese zusätzlichen Punkte im Praktikumsvertrag zu finden sein:

  • Zahlung und Höhe der Vergütung
  • Lohnfortzahlung im Krankheitsfall
  • Anzahl der Urlaubstage

Hinweis: Um alle Missverständnisse aus dem Weg zu räumen, kannst du die Punkte „Vergütung“ und „Urlaub“ auch im Praktikumsvertrag für ein Pflichtpraktikum aufnehmen und darauf hinweisen, dass der Praktikant keinen Anspruch hat. Eine klare Kommunikation ist stets die ideale Herangehensweise.

Fragen und Antworten zum Praktikumsvertrag

Du hast noch immer offene Fragen zum Praktikumsvertrag? Unsere FAQ ist dir dabei behilflich, auch diese zu beantworten.

Wie muss ein Praktikumsvertrag aussehen?

Ein Praktikumsvertrag kann die klassische Schriftform aufweisen, muss aber nicht. In den meisten Fällen wäre auch ein mündlicher Vertrag gültig.

Wenn du dich (so wie die große Mehrheit) für ein schriftliches Dokument entscheidest, ist es wichtig, dass der Vertrag übersichtlich, strukturiert und unmissverständlich formuliert ist.

Extras wie dein Firmenlogo oder optisches Hervorheben bestimmter Passagen in deinen CI-Farben sind nicht notwendig. Sie lassen den Praktikumsvertrag oftmals nicht professioneller, sondern eher „verspielter“ wirken und lenken vom Wesentlichen ab.

Wer darf einen Praktikumsvertrag unterschreiben?

Auf unternehmerischer Seite unterschreibt in der Regel (einer) der Geschäftsführer oder ein befugter leitender Angestellter.

Ist der Praktikant volljährig, darf er den Vertrag natürlich selbst unterschreiben. Ist er jedoch minderjährig, übernimmt ein gesetzlicher Vertreter diese Aufgabe – in der Regel also die Mutter oder der Vater.

Warum ist ein Praktikumsvertrag so wichtig?

Wenn einen Praktikanten beschäftigen willst (der vermutlich weder Geld verdient, noch Anspruch auf Urlaub hat), ist es wichtig, gewisse Rahmenbedingungen der Zusammenarbeit in einem offiziellen Dokument festzuhalten.

Der Praktikumsvertrag stellt letztlich eine Art Absicherung dar, die sowohl für dich als auch den Praktikanten gilt. Es sollte daher stets im Interesse aller Beteiligter sein, einen Praktikumsvertrag aufzusetzen.

Was gilt es beim Praktikumsvertrag mit Aufwandsentschädigung zu beachten?

Die gängige Aufwandsentschädigung beträgt 450 Euro oder weniger.

Wichtig zu wissen ist, dass du für eine Aufwandsentschädigung keine Sozialversicherungsbeiträge zahlen musst.

Wie lang ist die Kündigungsfrist beim Praktikumsvertrag?

Wenn im Praktikumsvertrag eine Probezeit vereinbart wurde, dann dürfen beide Parteien in diesem Zeitraum fristlos kündigen.

Danach gelten für den Praktikanten in der Regel zwei Wochen Kündigungsfrist. Auch längere Fristen sind (bei längeren Praktika) üblich.

Praktikumsgeber dürfen den Praktikanten nach Ende der Probezeit nicht mehr kündigen – es sei denn, es liegt ein schwerwiegender Grund vor. Dazu im nächsten Absatz mehr.

Darf man einen Praktikumsvertrag fristlos kündigen?

Ja, ein Praktikumsvertrag darf fristlos gekündigt werden, wenn

  • die Probezeit noch läuft oder
  • es einen schwerwiegenden Grund gibt

Schwerwiegende Kündigungsgründe für dich als Praktikumsgeber sind insbesondere Diebstahl oder andere Straftaten.

Der Praktikant darf unter anderem fristlos kündigen, wenn er keinen ausreichenden Arbeitsschutz erhält oder diskriminiert wird.

Gibt es eine Probezeit bei Abschluss eines Praktikumsvertrags?

Eine Probezeit kann im Praktikumsvertrag festgehalten werden, ist aber optional.

Das bedeutet im Umkehrschluss, dass ein Praktikumsvertrag auch dann gültig ist, wenn darin keine Probezeit erwähnt wird.

Wo finde ich Muster für einen Praktikumsvertrag?

Im Internet gibt es natürlich unzählige Muster und Vorlagen für einen Praktikumsvertrag. Hier findest du unter anderem eins, das wir als solide einstufen.

Denke aber immer daran, dass es sich hierbei nur um allgemeine Inspirationsquellen handelt, die du niemals ohne individuelle Anpassungen übernehmen solltest.

Um einen rechtssicheren Rahmen für das Praktikum zu schaffen, empfehlen wir dir die Zusammenarbeit mit einem Anwalt für Arbeitsrecht. Dieser kann dich nicht nur zu unterschiedlichen Themen beraten, sondern auch diverse Verträge für dich aufsetzen – unter anderem auch Verträge für freiwillige und Pflichtpraktika.

Kann man einen Praktikumsvertrag nachträglich ändern?

Eine Änderung des Praktikumsvertrags ist nachträglich möglich, solang beide Parteien damit einverstanden sind.

Wenn der Vertrag schriftlich vorliegt, muss er also erneut sowohl vom Praktikumsgeber als auch vom Praktikanten unterschrieben werden. Andernfalls muss er als ungültig angesehen werden.

Zusammenfassung

Ein Praktikumsvertrag ist die ideale Basis für ein professionelles und vertrauensvolles Verhältnis zu deinen zukünftigen Praktikanten.

Auch wenn dieses Dokument in vielen Fällen nicht zwangsläufig in Schriftform vorliegen muss, raten wir dir dazu, von mündlichen Vereinbarungen abzusehen. Letztlich sichern sich beide Seiten mit einem unterschriebenen Praktikumsvertrag maximal ab.

Autor

Kilian Springer

Kilian Springer begleitet Startups und Selbstständige von der Idee bis zum Business-Alltag zu verschiedenen Themen wie Online-Shops, Erstellung von Verträgen oder Arbeitsrecht. Besonders hat er sich auf die Rechtsbereiche IT-, Software- und Internetrecht spezialisiert. Seine frühesten Gründungserfahrungen hat er mit 18 in einem selbst gegründeten Verein für Kunst und Kultur gesammelt und seitdem hat ihn das Do-it-yourself Prinzip nicht mehr losgelassen. Er möchte als Teil von Junge Gründer gern dabei helfen, Ideen so rechtssicher wie möglich umzusetzen.